Man kann versuchen, sich an die englischen Reef von zwei Seiten heranzutasten: Leute mit mehr Humor als nötig sehen in uramerikanischem, konservativem Rock den eigentlichen Underground – Musik, die kaum einer will und kauft. Von der anderen Seite herangekrochen, greifen Reef den Sound der Sixties auf wie andere auch – aber nicht in Beatles-, sondern in Stones-Adaptionen. Diese zwei Halbwahrheiten zusammengebacken sind allerdings kaum mehr als die Füllung eines Schwarzen Lochs. Frisch gerockt mit der Extraportion Feeling war schon ihr Debüt “Replenish” vor zwei Jahren. Und wie so oft hat`s keiner gemerkt. Was die historische zweite Phase des Rock`n`Roll ausmachte, hatten und haben Reef erhöhte Aggessivität, fiese Keyboards und mal `ne Prise Funk im Programm – das ist Beat-Musik! Was auf “Replenish” angedacht war, setzen sie auf “Glow” noch krasser um: Anti-Trend. Doch sie bieten mehr. Ihr stärkster Song, “Robot Riff”, ist angesichts der Björk-Parallele ein deutliches Anzeichen, daß wir in den Neunzigern herumirren. Doch wenn uns Querdenker wie Reef an einer Labyrinth-Ecke des Stil-Geländes begegnen, ist das mindestens ein dickes Ausrufezeichen wert! Do what you want, solange kein anderer dasselbe macht.