Während Marco Casarotto sich in seinen Texten an gescheiterten Beziehungen und den eigenen Dämonen abarbeitet, ist auch die Musik dahinter meist klassischer Emo – allerdings einer sehr heterogenen Art. Für sich genommen fällt kein Song des zweiten Albums von Regarde aus dem Rahmen, als Gesamtwerk ist “The Blue And You” aber ein gelungenes Beispiel dafür, was innerhalb dieses Rahmens alles möglich ist. Ihr Debüt nahmen Regarde vor zwei Jahren noch mit dem ehemaligen Defeater-Gitarristen und -Produzenten Jay Maas auf. Diesmal half der weniger profilierte und weniger dem Hardcore verhaftete Brite Bob Cooper, der etwa am letztjährigen Album von Cultdreams beteiligt war. Band und Produzent teilen eigenen Angaben zufolge eine manische Vorliebe für Gitarrensounds, und so gleicht in dieser Hinsicht keiner der zehn Song dem anderen. Verspielte Math-Parts, Grunge-Breitseite, dezenter Hall-Einsatz, vereinzelte Punkriffs mit zaghaften Background-Shouts – Regarde brechen nie lange Richtung Emocore oder -punk aus, streuen aber trotzdem Referenzen von den frühen Mid-Western-Helden bis zu heutigen Hot-Water-Music-Epigonen ein. Und vor allem passen sie mit ihrem undogmatischen und unaufgeregten Sound, der dennoch ein paar kleine Hits wie “Losing Touch”, “In My Head” und “Small Talks” abwirft, wunderbar ins weiterhin spannende Emo-Revival.
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VÖ: 06.10.2017