Vier Jahre nach dem Debüt der Band um Leprous-Schlagzeuger Baard Kolstad und Ihsahn Keyboarder Nicolay Tangen Svennæs haben Rendezvous Point ein ähnlich ambitioniertes Album veröffentlicht. Entledigt hat sich das Quintett aber des konzeptionellen Ballasts, der “Solar Storm” zu einem unnahbaren Brocken gemacht hatte. “Universal Chaos” ist entgegen seines Titels kalkuliertes Songwriting und musikalische Höchstleistung – ohne Angeberei. Natürlich steht der Vergleich mit Leprous ständig im Raum, allerdings legt Kolstad in dieser Band den Fokus auf klassischen Prog Metal, der die Indie-Pfade seiner Hauptband hinter sich lässt. Wo Leprous im Dreck wühlen, entschwinden Rendezvous Point ins Weltall. Die Songs klingen industriell, clean und virtuos, Vergleiche mit der Abgeklärtheit von Haken sind angebracht und werden von den stimmlichen Fähigkeiten Geirmund Hansens nur verstärkt, der seine Karriere in der norwegischen Ausgabe von “The Voice” begann. Die Wandlungsfähigkeit seiner Stimme bedeutet allerdings, dass er sich nicht recht entscheiden kann, wen er gerade an die Wand singen will: Hakens Ross Jennings, Chris Cornell oder Daniel Gildenlöw. Das einzige Luxusproblem, das “Universal Chaos” vor sich herträgt, ist der fehlende Dreck. Manchmal klingt das Album zu sehr nach Schweben im keimfreien Raum. Hoffentlich fängt sich die Band vor dem dritten Album auf irgendeinem Planeten einen extraterrestrischen Virus ein. Das könnte spannend werden.