Reverend Kristin Michael Hayter
Sinner Get Ready (als Lingua Ignota)
Text: Carsten Sandkämper
Konzeptionell bewegte sich Kristin Hayter bereits auf dem Vorgängeralbum “Caligula” im stark aufgeladenen Feld christlicher Mythologie voller Tod, Teufel und Schuld und brannte einem Soundscapes aus Piano, Chorensemble und düsterem Noise ins Gemüt. Dem unausweichlich negativen Grundton dieses Albums folgt zwei Jahre später ein fast kontemplatives, intimes Stillleben, dessen Intensität nach einer echten Verbindung sucht. Nur noch selten, quasi zum Auftakt und um die Hörerschaft einzunorden, wählt Hayter das Mittel der Verzerrung, wenn sie im Finale von “The Order Of Spiritual Virgins” mit den Fäusten auf die unteren Lagen der Piano-Tastatur hämmert. Momente mikrotonaler Verstimmung in opulenten Chorpassagen schaffen subtile Verunsicherung, aber auch einen Grad an Menschlichkeit, dem man sich kaum entziehen kann, wenn man Hayters einnehmender Stimme einmal auf den Leim gegangen ist. “Sinner Get Ready” fühlt sich wie ein Gottesdienst im amerikanischen Mittelwesten an, in dem Blues und Gospel auf europäische Gottesergebenheit prallen. Und während Hayter in ihren konzeptionellen Alben immer ihre von Gewalt und Missbrauch geprägte Vergangenheit verarbeitet, wirkt dieses wie ein Innehalten vor der endgültigen Apokalypse – ein Erstarren in Schönheit und Trauer.
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