Zum Glück wissen Revocation aber auch, dass Narzissmus stinkt, also reißen sie sich nach “The Hive” und “Scattering The Flock”, einem etwas belanglosen Einstieg in ihr viertes Studioalbum, beim dritten Song “Arch Fiend” zusammen – und schreiben einen der besten modernen Metal-Songs des Jahres. Weil sie für einen Moment das Schlachten und Schreddern gegen kreative Hooklines eintauschen, eine kurze, aber schöne Akustik-Passage einbauen und auch sonst viel Spaß an Melodie und einfachen Strukturen zu haben scheinen. Im weiteren Verlauf gelingt Revocation ähnliches in “The Gift You Gave”, das in der zweiten Hälfte fast schon Session-Charakter hat, und “Entombed By Wealth” mit seinem verspielt-gegniedelten Mittelteil. Das macht Spaß. Genau wie das Banjo in “Invidious”, der Prog-Einschlag im Instrumental “Spastic” und die vielen verschiedenen Arten von Gitarrensolos, die auf dem Album versteckt sind: Das in “Numbing Agents” ist eine perfekte Slayer-Kopie, wiehert kurz auf und ist schnell wieder verschwunden. Auch eine Art zu sagen: Rest in peace, Jeff!. David Davidsons Gitarrenkönnen liegt weit über dem Genredurchschnitt. Wie er hier in einem Song durch Stile und Techniken fliegt, würde Gitarrenbuchautor Peter Bursch sein Handwerk auf ewig niederlegen lassen. Sehr schön ist, wie sich Revocation im Spannungsfeld zwischen Thrash, technischem und melodiösem Death Metal an der omnipräsenten Dumpfbacken-Falle vorbeiwinden. In einem Genre, das vor Sterilität und Muckertum strotzt, sammelt “Revocation” jedenfalls durch geschickt platziertes Understatement Sympathiepunkte.
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