Rika
How To Draw A River, Step By Step
Text: Matthias Möde
Denn der unauffällige Pappschuber von “How To Draw A River, Step By Step” landet zunächst auf dem hintersten CD-Stapel. Doch die zehn Songs schleichen sich Takt für Takt nach vorne, bis Maus und Tastatur spätestens nach 15 Minuten, zum Fernweh-Song “Ultramarine Blue”, erst mal alleine klar kommen müssen. Zurücklehnen, lauter machen – und am Ende unter Kopfhörern verschwinden und noch mal von vorne anfangen. Tatsächlich: Das in einer Fabrikhalle aufgenommene Debütalbum von Rika ist ein kleines Meistwerk. Der Song “Skutner” hatte es auf einer Split-Single mit Empire! Empire! (I Was A Lonely Estate?) schon angedeutet, nun haben Rika ihren dicht gewebten Sound zu Ende gedacht – auf Albumlänge. Sie klingen nicht mehr so Emo-lastig wie 2009 auf einer Split mit Everton. Viel mehr erinnern Gesang und Stimmung an melancholische Notwist-Momente, an atmosphärisch instrumentierten Slowcore, der neben Gitarren, Schlagzeug und Bass vor allem mit Piano, Streichern und Bläsern die richtigen Akzente setzt. Abgesehen vom etwas schnelleren “Port Dover”, das von schönen Erinnerungen handelt und zu dem man dynamisch am Strand joggen könnte, ist die schleppende Schwere des Albums oft herrlich erdrückend. When we were kids/ We were waiting in your room/ With hopes held high/ Now Im waiting for this year to end, heißt es in “Retrospect”. Doch Rika können auch nach vorne schauen, haben sich diesen Ausblick mit “Departure” allerdings bis zuletzt aufgespart. Nach drei Minuten leitet das furchtbar traurige Horn den ersten Postrock-Ausbruch ein, der das Album auch beendet. Alles richtig gemacht.