Eine Stadiontour mit Black Sabbath, was macht das mit einer Band? Rival Sons‘ Talente als Instrumentalisten, Songschreiber und Religionsbeauftragte des breit getretenen Bluesrock-Genres haben den Karrieresprung unbeschadet überstanden. Die wohl dickste Led Zeppelin-Erblinie der Gegenwart klingt auf “Feral Roots” nun aufgeräumt wie selten zuvor. Im Vergleich mit der eigenen Vergangenheit wirkt ein Opener wie “Do Your Worst” geradezu stromlinienförmig: knackige dreieinhalb Single-Minuten, ein Haupt-Riff wie flirrende Neonlettern. Der subtile Flanger-Effekt auf Mike Mileys Schlagzeugspuren wird nur kurz geduldet, das Stakkato-Piano findet allenfalls Platz am Katzentisch. Den frei werdenden Raum füllt Buchanan mit Strophen und Hooklines, die sich nicht beim Stadionrocken erwischen lassen wollen, aber trotzdem gerne damit spielen. Der Ausflug in die größten Arenen der Welt hat eben einige Toursouvenirs hinterlassen. Sättigung und Zufriedenheit, wie man sie hier hört, sind erstmal keine Zustände, die man mit schmerzbedingtem Blues assoziiert. Die Klarheit und Ordnung auf “Feral Roots” steht der Band aber auch, weil damit eine Sehnsucht nach Halt und Verwurzelung erfüllt wird. Der Texter Buchanan lässt wenige Gelegenheiten aus, sich an seine naturverbundene Kindheit zu erinnern. Im Titelsong “Feral Roots” bringt er es mit leisem Atem fertig, Zuhörer mit auf Wanderschaft in die Berge seiner eigenen Geschichte zu nehmen – dorthin, wo ihn bis heute jeder Baum mit Namen begrüßt. Auch “Back In The Woods” umweht der stille Frieden des Zurückkehrens und Ankommens. Den eingängigen Bluesrock überzieht Gitarrist Scott Holiday hier nur dünn mit dem Dreck eines wüsten Leads. Die Voll-Ökumene Rival Sons, in der Vishnuisten, Naturgläubige und Christen unpeinlich nebeneinander spirituelle Rockmusik zustande bringen, lässt die Kirche zum Glück im Dorf. Der Gospelchor hat auf den Alben der Band schon Tradition, auf “Feral Roots” tritt er einige Zentimeter mehr in den Vordergrund. Die höhenreiche Produktion von David Cobb kleidet das Album passend, weder die subtilen Streicher noch Scott Holidays Bottleneck-Freispiele wirken an irgendeiner Stelle aufdringlich. Rival Sons geizen nicht mit Platz, nur aufgekratzte Hangover-Songs wie “Black Coffee” sind ab jetzt Geschichte.
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