Weve got the cadillac/ Were gonna drive right into the sun/ And youre a tired piece of mess/ But you know youre my only one, Wer solche Zeilen überzeugt und mit Inbrunst singt, dazu wie CCR und Led Zeppelin klingt und mutmaßlich nach Kettenfett, Bier, Schweiß und kaltem Rauch riecht, macht nicht einfach nur Musik – er zelebriert eine Philosophie. Die Lust, mit der sich Rival Sons ohne Berührungsangst in den Klischee-Sumpf des Rock werfen, ist ihr Trumpf. Im Gegensatz zu Kollegen wie Wolfmother oder den White Stripes schließt ihr Selbstbewusstsein potenzielle Peinlichkeiten wie cheesy Blues-Soli, faustreckende Group Shouts oder testosterontriefenden High-Energy-Rock explizit ein. Man hat das Gefühl, jeder der vier Musiker würde ohne zu zögern selbst die speckige Bikerweste mit aufgenähten Adlerflügeln überstreifen. Das ist eine Gratwanderung, wirkt hier aber ungemein cool, und über Stilbewusstsein verfügt das Quartett aus Los Angeles sowieso: Young Love, der Titeltrack und vor allem Gypsy Heart sind nur die eindeutigsten Belege dafür, wie Rival Sons Led Zeppelins Groove-Blaupausen in jedem der zehn Songs aufs Neue anders packend umsetzen. Außerdem strapaziert Sänger Jay Buchanan sein Robert-Plant-Timbre gern mal an der Grenze zum Kreischen, und die Band hat mit Storm Thorgerson auch gleich noch den Coverartist von Pink Floyd und Led Zepplin für Pressure & Time an der Hand.
Ihr Sound klingt insgesamt amerikanischer als der der britischen Vorbilder. Im High-Energy-Rock von Save Me ahnt man Ram Jams Version von Black Betty und den zugrunde liegenden schwarzen Mississippi-Blues gleichermaßen, und die Stampfer All Over The Road und Burn Down Los Angeles haben soliden Sonnenbrand aus dem nordamerikanischen Süden im Nacken. Dabei ist Pressure & Time mit weniger als 30 Minuten Spielzeit unglaublich kompakt und abwechslungsreich, selbst die beiden breitarmig-souligen Blues-Balladen Only Open und Face Of Light, die der Hammond-Orgel im Sonnenuntergang viel Raum geben, fügen sich nahtlos ein in den zügigen Fluss des Albums. Die Frage, ob Classic Rock vier Jahrezehnte später ohne größere Eigeninterpretation neu inszeniert werden muss, ist damit zwar nicht vom Tisch. Für den kurzweiligen Spaß ist ein Album wie Pressure & Time aber mehr als geeignet.
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