Orgel-Psychedelik hängt in der Luft, warme, chorusschwangere Gitarrenmelodien regen zum intergeschlechtlichen Kontakt an, das Tempo steigt, und plötzlich steht die Tür zum rot beleuchteten, plüschverzierten Swingerclub weit offen. Im ersten Zimmer laufen The Doors, verklärte Menschen lächeln und fragen nach Drogen, ganz hinten steht ein Mann hinter einer uralten Orgel, singt gerade noch hörbar und erzählt eine paranoide Geschichte über einen unsichtbaren Verfolger (“my shadow man”), der schon ganz dicht hinter ihm ist (“Being Followed”). Ein Drink und zwei Zimmer weiter tanzen Frauen unter Diskokugeln zu betörenden Bass-Rhythmen und zaghaften Gitarren und dieser seltsam eindringlichen Stimme (“Hyperspace”), ein Stück den Gang hinunter lehnt sich der Rock’n’Roller in Lederjacke über ein Mädchen, raucht Kette und scheint zu landen. Der Mann mit der Orgel ist wieder da und singt über sein Leben als Roboter in der Großstadt (“One Robot”). Danach steigt er mit seinen drei Mitstreitern auf eine düstere Bühne und brennt ein furioses, von famosen Orgel-Zwischenspielen unterbrochenes Tanzfeuerwerk namens “Crazy” ab. Noch einen Bloody Mary, weiterrocken zu “Economic Decline” mit seinem eingängigen Refrain. Die Band heißt Rocket Science – ihr letzter Song ist ein Instrumental und extrem tanzbar, mit exotischem Orgel-Interlude und schmissigen Breaks. Also: tanzen! Der Rückweg wird anders verlaufen, als der Hinweg. Soviel ist sicher. Nach 43 Minuten ist man wieder draußen vor der Tür, und dank dieser großartigen australischen Band hatte man den vielleicht besten Sex seines Lebens. Und man möchte sich bedanken bei Rocket Science – für Songs wie “Tomorrow’s Soundtrack For Today’s Swinging Generation”, “One Robot” und vor allem “Being Followed”, denn so ausgereift, musikalisch inspiriert und klug zitiert kam Rock, der zwischen den Swingin’ Sixties und Golden Seventies pendelt, lange nicht mehr daher. Make Up sind Geschichte, Rocket Science legen auf ihrem zweiten Album erst richtig los. Genießen wir es!