Man kennt Rocky Votolato ja schon von seinen letzten Soloalben “Suicide Medicine”, “Makers” oder “The Brag And Cuss” als eine Art Ryan Adams des kleinen Mannes, dessen Songs immer etwas unrasierter und unausgeschlafener erscheinen als die der anderen. Gerade die Tatsache, dass er diesmal wieder mehr als beim eher flüsternden Vorgänger auf Hooklines setzt, zu denen die halbvollen Whiskeyflaschen in die Höhe schnellen, kann als Schritt nach vorne verbucht werden – wenn man denn einen finden will. “True Devotion” soll nämlich eigentlich nichts weiter als ein paar neue alte Geschichten erzählen, immer mit einem Bein im Punk und mit dem anderen im Folk stehend. Das gelingt manchmal – wie im grübelnden Opener “Lucky Clover Coin” oder im leisetretenden “Sparklers” – so hervorragend, dass Konkurrenzvergleiche in Richtung Chuck Ragan oder Elliott Smith sich einfach mal für einen Moment erübrigen. Hier werden Ehrlichkeit und Leidenschaft größer geschrieben als Kunstanspruch und Virtuosität, gerade auch weil Rocky Votolato wohl selbst weiß, dass er weder der gewiefteste Texter noch der größte Sänger ist. Wie herzlich wenig das zur Sache tut, beweist “True Devotion” in vielen kleinen Momenten: Wenn etwa das getriebene “Eyes Like Static” diese völlig kaputte Welt umarmt wie kaum ein Song mehr seit “Disarm” von den Smashing Pumpkins oder das gospelhafte “Don’t Be Angry” trotz seiner inneren Ruhe das Pfeifen der Heizung übertönt, die längst repariert werden müsste. Da helfen kein staatlich geprüfter Gitarrenlehrer, keine Pop-Akademie und auch kein Vitamin B. Diesen unbedingten Willen, diese lodernde Flamme im Herzen, so etwas haben einfach nicht viele. Rocky Votolato müssten dabei schon deshalb alle Sympathien dieser Welt gehören, weil er einer dieser Typen ist, die aus verdammt wenig so viel mehr herausholen, als überhaupt zu erwarten war. Und das Schönste: Er macht das alles nur für sich selbst. True devotion and true virtue will hold you at the center/ As the waves crash over, singt er einmal im beinahe versöhnlichen “Sun Devil”. Um nichts anderes soll es hier gehen: ein Gleichgewicht in melodischer, handgemachter Musik zu finden, während um einen herum neue Welten erbaut, umkämpft und wieder eingerissen werden. Wie heißt es doch so passend im besonders zwingenden “Fragments”: The harder you fight the tide/ The less likely you’ll survive. Eine Einsicht, die diese Platte vielen anderen voraushat.
weitere Platten
Wild Roots
VÖ: 09.09.2022
Live At Black Belt
VÖ: 24.03.2017
Hospital Handshakes
VÖ: 17.04.2015
Television Of Saints
VÖ: 16.03.2012
The Brag And Cuss
VÖ: 19.06.2007
Makers
VÖ: 24.04.2006
Suicide Medicine
VÖ: 16.09.2003
Burning My Travels Clean
VÖ: 16.04.2002
Rocky Votolato
VÖ: 31.08.1999