Der Eindruck täuscht. Wenn Zach Rogue die Band auf seine Songs loslässt, ist der größte Teil der Arbeit schon erledigt. Heimwerker wie er profitieren nun mal am meisten davon, wenn sie die Kontrolle erst spät aus der Hand geben, und sind selbst dann in erster Linie Song-Autoren, wenn sie das Idiom Rockmusik wählen. Die Zeit hat Zach Rogue seit dem letzten Album (das seinerseits erst mit zweijähriger Verspätung von Subpop veröffentlicht wurde) also wieder neue Lieder angetragen, die hier mehr abgeliefert als zeremoniell ausgestellt werden. Aus dem musikalischen Arsenal der letzten 40 Jahre werden allerdings ungewöhnlichere Komponenten ausgewählt, als das die vielen Zeitgenossen im Retro-Chic momentan mit so viel Erfolg tun. Bei Rogue Wave ist Image nichts, und auch die melodieselige Possierlichkeit moderner Beach Boys-Epigonen findet man hier kaum. Stattdessen gibt es in Text und Musik das nervöse Drängen nach einer spannenden Diesseitigkeit, wie es auch den Labelkollegen von Wolf Parade eigen ist, freilich immer noch als klassische Drei-Minuten-Songs. Die sind weder gestelzt noch lackiert und zeichnen sich allesamt durch die erhöhte Halbwertzeit aus, die schnelles Verkonsumieren erschwert. Die frischen Songideen finden dabei ihre Entsprechung in Rogues musikalischer Versiertheit, die auch vor Walzermelodien im Gitarrengewand nicht zurückschreckt. Vielleicht also nicht die Platte mit dem größten Sex-Appeal aller Zeiten, dafür aber auch noch im Alter definitiv unpeinlich.
weitere Platten
Nightingale Floors
VÖ: 28.06.2013
Asleep At Heaven's Gate
VÖ: 04.04.2008
Out Of The Shadow
VÖ: 06.09.2004