Rolling Blackouts Coastal Fever
Endless Rooms
Text: Jonas Silbermann-Schön
Allein der Opener spricht Bände: Von den Vorgängern “Hope Downs” (2018) und “Sideways To New Italy” (2020) ist man eigentlich gewohnt, dass die Gitarristen und Sänger Fran Keaney, Tom Russo und Joe White allesamt mit ihrem fiebrigen, an den Dunedin Sound angelehnten Zusammenspiel ins Haus fallen – und stets ihren mitreißendsten Song voranschicken. Stattdessen gibt es in “Pearl Like You” nun Eno-Ambient, knarzende Türen, Vogelgezwitscher und Synthies? Keine Sorge, “Tidal River”, “My Echo” und “The Way It Shatters” leben nach wie vor von den sich überschlagenden Akustik- und E-Gitarren, dreistimmigem Gesang und Joe Russos exzellenter Bassarbeit, mit der er die Nervosität seiner Mitstreiter im Zaum hält. Allerdings bieten sie auf “Endless Rooms” auch überraschend viel Atmosphäre: “Blue Eye Lake” etwa beginnt mit treibendem Beat und etlichen Filtern wie ein guter French-House-Track, bevor sich immer dichtere Klangflächen auftun und sich die Australier in einen Rausch spielen. So individuell wie die Songs, sind auch die teils absurd-sozialkritischen Texte, wobei zwar die Aussagekraft australischer Politrock-Größen wie Midnight Oil unangetastet bleibt, sie zeigen aber auf, dass auch neue Themen jenseits von Sehnsucht und Melancholie den fünf Freunden aus Melbourne stehen.