Rolling Blackouts Coastal Fever
Sideways To New Italy
Text: Juliane Kehr
Schon im Opener “The Second Of The First” halten die fünf Musiker mit einer Sache nicht hinter dem Berg: “Sideways To New Italy” ist eines dieser unwiderstehlichen Indiealben, auf denen melodische Gitarren und verschmitzter Gesang darum buhlen, wer jetzt ausgelassener ist. Weiter geht es mit einer eigens für Indierock und Pop erfundenen Fertigkeit in “Shes There”: der Kunst, ein reuiges Liebeslied nicht jämmerlich und nach Tränenzieher klingen zu lassen, wie es anhand seiner Zutaten eigentlich müsste, sondern feinfühlig und anrührend. Es ist eine Tradition, die die großen Indiebands der 90er im Schlaf beherrschten, und deren Lehrlinge seither die Musikwelt bereichern. “Beautiful Steven” dagegen klingt einige wenige Töne lang wie der hinkende kleine Bruder des Beatles-Klassikers “Eight Days A Week”. Insgesamt scheint der Drachen von Rolling Blackouts C.F. ein Flickwerk aus bekannten Tonfolgen des Indierock zu sein, die das Herz hüpfen lassen und auf dieser Platte immer wieder, mal mehr mal weniger greifbar, aufflackern. Ein bisschen Melancholie gehört ebenfalls dazu, alles andere wäre fahrlässig: So trösten in “Not Tonight” das charmant Schräge der Gitarren und der bittersüße Schmerz von Worten wie “Im slipping on my tears, Im burning all my candles down” zuverlässig über die wenigen schwachen Momente dieses zweiten Albums hinweg.