In Toronto kaufen die Menschen unter der Erde. Lange Tunnel laufen unter den Hochhäusern der Innenstadt zusammen und bilden ein weit verzweigtes Netz. In den Tunneln gibt es nichts außer Geschäften und Fressbuden. Sensiblen Wesen kann da schon mal schattig ums Gemüt werden. Manche machen dann Musik – so wie Ron Sexsmith. Der Kanadier mit dem Namen eines Superstechers und dem Gesicht eines dicken Pennälers hat mit “Cobblestone Runway” sein sechstes Album aufgenommen, kurz nachdem seine 15-jährige Beziehung verfloss. Dementsprechend melancholisiert kommt er uns auch. Seine Stimme klingt wie eine Kreuzung aus Marla Glen und Coldplays Chris Martin (der dann konsequenterweise auch den Remix von “Gold In Them Hills” singt), seine Gitarre weint oft. Balladeskes zwischen Folk und Swing, Rock und Pop hat er in sechs Tagen eingespielt. Produzent Martin Terefe sorgte für leichte Streicher, fluffige Grooves und dezente Synthie-Spielereien. Neu ist das alles nicht, wohlklingend aber sehr. “Cobblestone Runway” ist der laue Spätsommerwind, der durch die Tunnel Torontos streift, wenn die Läden geschlossen sind und alle Türen offen.
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