Die Diskografie des lieben Ron liest sich wie eine übervolle Speisekarte: So viele gute Alben, fast wünscht man sich mal eine saure Gurke, damit man ihn danach wiederentdecken kann. “Time Being” ist eine weitere gute Platte des Lieblings so vieler Songwriter (McCartney, Costello, Martin – um nur die Wichtigsten zu nennen). Sie ist nicht seine beste (einigen wir uns dabei auf das 2002er Werk “Cobblestone Runway”), aber ohne sie wäre die Welt um einige Perlen ärmer. Die finden sich allesamt in der zweiten Hälfte des Albums, was für einen selbstbewussten Künstler steht, der weiß, dass seine Hörer die Platten durchhören. Übrigens: Wer nur mal eben reinskippt, hört in Sexsmith eine Art singenden Kermit mit Kloß im Hals und ohne Nasentropfen, aber dieser Gag ist nicht neu, so klingt er halt. Richtig interessant wird die Platte, wenn man sich ihr in guter alter Manier widmet – mit Textblatt und Muße. Die Geschichten vom “Jazz At The Bookstore” oder “The Grim Trucker” sind klassisches Erzählkino, und Sexsmith gönnt den Liedern überrascht viele Wendungen. Was leider fehlt, sind die mitunter ungewöhnlichen Klänge der vergangenen Platten, aber der Künstler hat sich mit Michtell Froom einen Mann für die Regler ausgesucht, der wie kein anderer für in Watte gepacktes Produktionshandwerk steht. Gurken klingen anders, ein Filetsteak aber auch.
weitere Platten
Retriever
VÖ: 03.05.2004
Cobblestone Runway
VÖ: 03.02.2003