Dieses Lausanne immer wieder – klein wie eine Apfelkitsche, aber kreativ vital wie eine rechtschaffene Indie-Hochburg. Nach Favez, Chewy und Honey For Petzi nun also der nächste Streich: Vier junge Herren, die offenbar viel Sebadoh, Dinosaur Jr., Motorpsycho, aber auch Sonic Youth inhalierten, sich ihre Instrumente griffen und von da an alles richtig machten, schreiben Songs in klassisch schöner Ausprägung. Mit zweistimmigen Gesängen gar. Sie haben verstanden, dass derartige Musik vor allem dann wirkt, wenn man ihr Raum lässt, sich zu entfalten, anstatt alles mit dicken Noise-Gitarren zuzukleistern. Sie bemächtigten sich des für diese Stilistik typischen Laut/Leise-Spiels und lernten, dass auf eine Strophe nicht zwangsläufig ein Refrain, sondern auch mal minutenlanges Graben in Klangschichten folgen kann. Kurzum: Sie nahmen mit “Taikonaut” ein Debütalbum auf, das sehr reif, erwachsen und abgehangen daher kommt, das kontinuierlich wächst und – dank der ausgedehnten Instrumental-Passagen im Wechselspiel mit poppig-knackigem Songwriting – überall, aber zum Beispiel besonders gut auf langen Autofahrten funktioniert. Denn es treibt ebenso an wie es die Gedanken fließen lässt; es drückt und kommt wieder zur Ruhe; es ist, mit einem Wort, wunderbar abwechslungsreich und stimmig. Nicht neu, aber durchaus eine ganz eigene Idee von toller Indie-Musik.
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No Stone Left Unturned
VÖ: 25.04.2008