Seit 1998 schenkt sich die Band aus Berlin-Marzahn – dem Viertel für DDR-Nostalgiker mit Hang zu Plattenbauten – den Gesang. Veränderung versteckt sich seither im Detail. Für den beachtlichen Vorgänger “Fünf” war das Trio aber doch zum Quartett gewachsen, weil eine zweite Gitarre ihrem fundamentalen Sound entgegenkam, nachdem sich über vier Alben in klassischer Rockbesetzung ohne Texte die Ideen allmählich überholt und in den eigenen Schwanz gebissen hatten. Zum 20-jährigen Bandjubiläum droht mit “Sechs” allerdings das gleiche Dilemma. Obwohl man der Band nicht vorwerfen kann, dass sie nicht versuchen würde, ihrem festgefahrenen Sound neue Nuancen abzuringen. Da sind etwa die funky Gitarre im Opener “Falscher Dampfer” oder die psychedelischen, zum Teil sogar krautrockigen Auswüchse in Vor dem Herrn und dem neunminütigen Finale “Druckverband”. Doch im Kern bleibt die in einem Landhaus in Mecklenburg-Vorpommern aufgenommene Platte bei instrumentalem, groovendem und von Riffs dominiertem Stoner-Rock, inklusive der typisch archaischen Songtitel. Das dürfte auch im Interesse der eingeschworenen Fangemeinschaft sein, die selten Wert auf allzu große Veränderung legt. Wer allerdings nur AC/DCs Stoizismus gelten lässt, wird sich an der ein oder anderen Stelle fragen, ob Band und Produzent hier schlicht vergessen haben, die Stimme dazuzuschalten. Beide Lager dürfen davon ausgehen, dass Rotor das so noch ein paar Nummern lang durchziehen werden.