Auf der Tanzfläche muss vor allem der Bass pumpen. Alles klar, sagt sich Mike Kerr, baut seine Lautsprecher-Wand auf, tritt auf den Verzerrer und ein weiteres Pedal, das das Signal seines Viersaiters in höher und tiefer gepitchten Versionen durch mehrere Verstärker jagt. Und dann reicht eine Handvoll bluesiger Töne zu Ben Thatchers 4-to-the-floor-Beats am Schlagzeug, um ein Stadion zum Beben zu bringen. Royal Blood haben an dieser Formel nur so viel verändert, dass sie jetzt auch unter einer Discokugel sexy aussieht. Dazu fügen die beiden ihrem puristischen Sound vereinzelt Synthesizer, Percussions und Background-Gesang hinzu – bei neueren Session-Auftritten übernehmen das zwei Musikerinnen im Hintergrund – und Kerr tritt öfter mit am Kragen aufgeknöpftem Hemd statt polierter Lederjacke auf wie eine Rockstar-Version von Justin Timberlake, dessen stimmlichen Qualitäten er sich immer weiter annähert. “Wie ein Pro-Wrestler beim Versuch, einen Salat zu schleudern”, klinge der Opener “Trouble’s Coming”, sagt Kerr, und gibt damit den Vibe des Albums vor. Royal Blood versuchen, sich zugunsten der Tanzbarkeit ein bisschen zu bremsen und fokussierter zu klingen. Letztendlich ändert das aber nichts am rauen, unmittelbaren und aufs Nötigste reduzierten Rocksound, der vornehmlich auf Riffs fußt, die nur das hochbegabte Kind von The White Stripes und den Black Keys mit Homeschooling von Muse so auf den Punkt schreiben kann. Gerade der sich nach oben schraubende Basslauf des Titelsongs oder das sich stetig wandelnde “Oblivion” haben den Artrock-Touch besagter Lehrer. Die neu hinzugekommenen Disco- und Funk-Elemente sind klar im Refrain von “Limbo” zu hören, eine Daft Punk-Vocoder-Referenz findet sich in “Million And One” und den stärksten Einsatz von Piano und Synthies gibt es in “Mad Visions” und dem bluesigen Shuffle “Either You Got It”. Ohne ihnen jetzt ihre grandiose Leistung absprechen zu wollen: Der beste Song des Albums ist der einzige, den Royal Blood mit Josh Homme produziert haben. “Boilermaker” ist im Studio des Queens Of The Stone Age-Kopfes entstanden. Der Song hat einen gewaltigen Druck und Groove, der dem von Queens Of The Stone Age nahesteht, und schlägt damit perfekt die Brücke vom alten zum neuen Material. Ein Tipp für alle, die “Typhoons” jetzt noch nicht fühlen: für den nächsten Durchlauf extra laut aufdrehen, von der Couch erheben, den Tisch zur Seite räumen und vielleicht ein paar bunte Lichter flackern lassen. Dann funktioniert’s.
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