Ex-Silverfish-Sängerin Leslie Rankine mit ihrem Ruby-Zweitwerk, das in keine Schublade passen will.
Als Mitte der Neunziger TripHop der Schlachtruf war, mit dem man sich in vernebelte Wohnzimmer zurückzog, kam das Ruby-Debüt Saltpeter gerade zur rechten Zeit, um das Attribut Klassiker für sich beanspruchen zu können. Saltpeter blieb dennoch ein Insider-Tipp, woran auch das großartige Remixalbum nichts änderte, und dass Ruby nun mit Short-Staffed At The Gene Pool Stadien füllen wird, darf man ebenso anzweifeln. Denn den großen Hit sucht man hier vergebens, geboten werden eher Kleinode denn große Songs, im Blickfeld eher das atmosphärische Ganze als der flüchtige Augenblick. Nach einem schnellen Hördurchgang könnte man diese Platte insofern mit einem Ganz nett beiseite legen, tatsächlich lohnt es sich aber, dem Album mehr Chancen einzuräumen, denn Short-Staffed At The Gene Pool wächst mit jedem Hören. Nach dem Big-Beat-beeinflussten Opener Beefheart werden die Songs deutlich introvertierter und lassen sich kaum noch in gängige Schubladen pressen. Hier ein paar Jazz-Anleihen mit dezenten Trompeten-Einlagen (Queen Of Denial, Lamplight), dort ein winziger Schuss Reggae (Grace), dann wieder etwas schummrige Bar-Atmosphäre (Fly) und zum Schluss auch noch leichte Rock-Anklänge in Fuse Again. Und immer natürlich Rankines eigenwillige Stimme, der man eine hingehauchte Liebeserklärung ebenso abnimmt wie rotzig zum Ausdruck gebrachten Unmut.
weitere Platten
Salt Peter
VÖ: 30.11.1999