Und so gibt es “RTJ 3” seit Weihnachten als kostenlosen Download, physisch aber erst ab dem 20. Januar. Das Rap-Duo Killer Mike und El-P beweist einmal mehr, dass man auch Erfolg haben kann, wenn man seine Musik verschenkt – wichtig ist eben, musikalisch und inhaltlich den Nerv zu treffen. Wer kostenlos erst einmal zur Erkenntnis gekommen ist, dass Run The Jewels eine der derzeit wichtigsten Bands sind, der gibt fürs Vinyl gerne Geld aus. Alle anderen können sich ganz unverbindlich von der gar nicht so fröhlichen Revolutionsstimmung auf “RTJ 3” anstecken lassen. Dass auf diesem Album ein anderer Wind weht, zeigt sich auf dem Cover. Erstmals zeigt es keine Hand, die eine Kette hält, sondern sie zur Faust ballt. Diese Haltung spiegelt sich auch textlich wider, etwa in “Report To The Shareholders/Kill Your Masters”, in dem El-P rappt: “Beware of horses/ I mean a horse is a horse of course, but who rides is important/ Sitting high with a uniform, barking orders, demanding order”, und Killer Mike sekundiert: “Choose the lesser of the evil people, and the devil still gon? win/ It could all be over tomorrow, kill your masters and start again.” In “Thieves” samplen Run The Jewels Martin Luther King Jr., dessen Worte klingen, als hätte er sie gestern gesagt: “I think America must see that riots do not develop out of thin air. Certain conditions continue to exist in our society which must be condemned as vigorously as we condemn riots. But in the final analysis, a riot is the language of the unheard.” So offen revolutionär hat sich Rap nicht mehr gegeben, seit Chuck D ihn als “black CNN” bezeichnet hat. Doch wo der Public Enemy-Rapper mit den Prophets Of Rage nur Nostalgie bedient, sind Run The Jewels im Hier und Jetzt. Dazu trägt auch die Produktion von El-P bei, dessen nervös zuckende Beats schon jetzt wie Genre-Klassiker klingen – und trotzdem ihrer Zeit voraus sind. Dass das Duo mit seinem Aufruf nicht alleine ist, zeigt der Blick auf ihre Gästeliste: Beyoncé-Produzent Boots, Danny Brown, Tunde Adebimpe (TV On The Radio) und Jazzer Kamasi Washington sind daran beteiligt, die Basis von Run The Jewels noch breiter zu machen. Und dabei leisten die sich den Luxus, Zack de la Rochas wütendes Geifern gar nicht erst anzugeben: “Killer children of men on the throne roving with no atonement/ Got me feeling like I’m Clive Owen rowing through a future frozen.”