Sacred Paws
Run Around The Sun
Text: Daniel Welsch
Zwei Dinge finden Gitarristin Rachel Aggs und Schlagzeugerin Eilidh Rodgers doof: langsame Musik und welche, zu der man nicht tanzen kann. So erklärt sich auch, warum das zweite Album des Duos zugleich hibbelig und doch tiefenentspannt klingt. Denn wer immer tanzt, kann gar nicht gestresst sein. Selbst ein vertonter Streit wie im Opener “The Conversation”, bei dem Aggs und Rodgers auf frustrierende Art aneinander vorbeireden, versprüht mit Handclaps und Highlife-Gitarren sehr viel gute Laune. Ausgerechnet “The Conversation” bleibt das einzige Lied, bei dem kein echtes Zwiegespräch zwischen den beiden Sängerinnen aufkommt, die sich in den neun übrigen Songs famos die Bälle zuspielen. Bereits auf dem Vorgänger “Strike A Match” war das blinde Verständnis im Zusammenspiel der beiden Musikerinnen beeindruckend, obwohl Aggs im 600 Kilometer entfernten London lebte und häufig nur einmal im Monat für Proben nach Glasgow reisen konnte. Mittlerweile wohnen beide in Schottlands größter Stadt, am Sound und Songwriting des Duos hat sich dadurch aber nichts verändert. Weil langsam keine Option ist, kommen die zehn Songs von “Run Around The Sun” meist in drei Minuten auf den Punkt, wobei Rodgers Offbeat-Hi-Hats, klappernde Percussions und Bongos für den tanzbaren Groove und die kurzen Bläsereinsätze bei Songs wie “Almost It” oder “Write This Down” für melodische Farbtupfer sorgen. Dabei sind der Bewegungsdrang und die gute Laune des Duos so ansteckend, dass man zumindest für 33 Minuten vergisst, wozu die Welt eigentlich langsame und nicht tanzbare Musik braucht.
weitere Platten
Strike A Match
VÖ: 27.01.2017