Caria entfernt sich dabei von der Anwesenheit aller Frequenzen im Klangbild (dem Weißen Rauschen) teilweise so weit, dass die alte Diskussion um Ist das noch Musik oder nur schlechter Radioempfang wieder aufflammen dürfte. Minutenlanges Pfeifen, Knarzen, Geplucker, vereinzelte Beatansätze, die unvermittelt abbrechen: Die Eigenart von Saffronkeira ist eine permanente Verweigerungshaltung. Glitches, disparate Sounds, elektronische Fundstücke und zerstückelte Field Recordings sind jedoch nur ein Teil von “Tourette”. Immer mal wieder findet man sich unvermittelt in harmonischen Miniaturen im Geiste Arvo Pärts wieder, die sich wie sanfte Eilande über die zerklüftete Oberfläche erheben, bis sich im finalen “The Hope” eine ganze grüne Insel aus dem Ozean des Ungefähren auftürmt. Bis dahin aber wird hörbar am Band gedreht, ständig scheint jemand im linken Kanal aufzuräumen, und überhaupt klingt das Album hier und da wie eine schlecht gesäuberte Vinyl-Platte. Letzteres ist natürlich auch das empfohlene Format für diesen Tonträger, denn diese Musik verlangt nach einem Ritual, das sie umrahmt, damit man sie gebührend wahrnimmt. Und inmitten dieser Wahrnehmung geht einem schließlich auf, dass Saffronkeira extreme Stimmungen produzieren, angefangen bei der Düsternis eines Spazierganges durch das tolle Indie-Game “Dear Esther” bis hin zum beklemmenden Lars-von-Trier-Horror in “Antichrist”. Saffronkeira öffnet die Tore zum Kopfkino sperrangelweit.