Die Frage, ob Scott Wino Weinrich oder Scott Reagers der bessere Sänger für Saint Vitus sei, ist ähnlich müßig, wie die, ob Dio oder Ozzy bei Black Sabbath einen besseren Job gemacht haben. Beide sind auf ihre Art perfekt: Wino hat eine Spur mehr Soul, Reagers mehr Wahnsinn. Nach der drogenbedingten Demission von Wino ist jetzt mal wieder Ur-Frontmann Reagers dran. An ihm liegt es nicht, dass die Rückkehr nach sieben Jahren eher unterwältigt – sein dämonischer Gesang klingt nach wie vor, als bräuchte er einen Exorzisten. Leider kann das Songwriting in kaum einem Moment mit seinem letzten Einsatz auf “Die Healing” im Jahr 1995 mithalten. So uninspiriert wie Cover und Titel ist auch ein Großteil der Musik. Dabei geht es mit dem mächtigen “Remains” vielversprechend los. Dessen Niveau halten allerdings nur noch “Hour Glass” und “Last Breath”, das einen halbwegs versöhnt zurückgelassen hätte, wenn nicht noch der überflüssige Punk-Müll “Useless” angefügt worden wäre. Dazwischen gibt es Mittelmaß wie den trockenen Uptempo-Doom-Rock “Bloodshed” oder “12 Years In The Tomb”, dem es an einem echten Refrain mangelt, die zwar bedrückende, aber nicht zu Ende gedachte Depri-Ballade “A Predlude To…” und reines Füllmaterial in Form der Klangcollage “City Park”, die niemand ein zweites Mal hören wird. Hätte man all das eingedampft und als EP veröffentlicht, wäre sie dem Ruf der Band würdig gewesen. So bleibt ein schluderiger Eindruck, den auch der prima muffige Gitarrensound und die schön verdrießliche Grundstimmung nicht retten können.
weitere Platten
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VÖ: 23.09.2016
Lillie: F-65
VÖ: 27.04.2012