Sam Amidon steht oft alleine mit seinem Banjo auf der Bühne, aber er ist nicht einfach der nächste Songwriter, der alleine mit seinem Banjo auf der Bühne steht. I See The Sign klingt zwar im großartigen Way Go, Lily noch mehr nach Nick Drake als dessen 00er-Jahre-Doppelgänger José González, eigentlich ist die Platte aber ganz woanders zu Hause und weiß das auch. In den Details hört man ihr an, dass sie auf einem Label für überwiegend elektronische Musik erscheint: Amidon verlässt sich auf Wiederholungen in seinen locker umrissenen Songstrukturen genauso wie in seinen Texten, er verstärkt die daraus entstehende Trance-Haftigkeit von I See The Sign durch fließende Übergänge zwischen mehreren Stücken, und er seziert seine nachbearbeiteten Streicher schon im Opener How Come That Blood ähnlich wie Owen Pallett, ein anderer kluger Songwriter mit leistungsstarkem Laptop. Wie auch er geht Amidon in seiner Rolle als Arrangeur auf – es wimmelt vor Extrainstrumenten in den Stücken, aber es wird nie zu viel, klingt noch nicht mal irgendwann überladen. Stattdessen muss man schon genau hinhören, um all die Waldhörner, Flöten, Geigen und Klavierakkorde nicht zu verpassen, die durch Amidons Songs wehen, ohne sich jemals ineinander zu verfangen oder aneinander die Hörner abzustoßen. Keine Platzhirschkämpfe, nicht auf dieser gedämpften, wohlüberlegten Platte. Was übrigens nur Musikwissenschaftler merken werden: Alle Lieder hier sind appalachische Folksongs, die Amidon umgedeutet und sich zu eigen gemacht hat.
weitere Platten
Bright Sunny South
VÖ: 17.05.2013