Ein beliebtes Vorurteil über das Label Labrador: Wer eine seiner Veröffentlichungen besitzt, kennt die 105 anderen auch schon. Vielleicht gibt es da vorgefertigte Fragebögen oder strenge Regeln, nach denen die eingehenden Demotapes untersucht werden. Am Ende des Tages macht eine Labrador-Band jedenfalls Musik, wie sie eigentlich gar nicht mehr gemacht wird. Raumgreifende Bläser- und Streicherarrangements, mit Zuckerstangen behängte Melodien, schüchtern-verschlafene Unschuldsstimmen – das ganze Zeug eben, das ähnlich nostalgisch ist wie eine Pippi-Langstrumpf-Wiederholung. Auch Sambassadeur wollten sich auf ihrer zweiten Platten nicht von diesen Labrador-Trademarks trennen. Sie unterstreichen sie sogar mit einer schleierhaften Flüsterversion des Beach-Boys-Stücks “Fallin In Love” und können trotzdem nicht verbergen, dass sie jetzt auch Ambitionen, Selbstvertrauen und etwas Geld haben. “Migration” gibt sich Mühe beim Ausschmücken seiner Songs, flirtet mit Disco, Glam und Glitzer, und wird nur noch von der zombiehaften Teilnahmslosigkeit am Boden gehalten, mit der Anna Persson ihre Lieder singt. Ärgerlich deshalb, dass diese Lieder auf Sambassadeurs Debütalbum quirliger und aufmüpfiger waren – eine Samthandschuh-Behandlung wäre damals sogar noch verdienter gewesen.