Nikola Sarcevic ist angekommen. Im Ehehafen, in der Vaterschaft, im Bob Dylan-Hören. Er ist jetzt einer dieser Männer, die früher am See Bierdosen stachen und dazu Bad Religion-Songs grölten, nun aber keine Zeit mehr haben, da die Frau wartet und ohnehin eher die Beatles auf dem Plattenteller rotieren. Er besingt das uralte Misstrauen gegenüber der kalten Stadt, die ihre Bewohner als entfremdete Elementarteilchen durch die Straßen treibt und beschwört dagegen das Land, “where nature is near.” Er verbreitet die Weisheit, dass man immer nur seiner Intuition folgen und sich nicht zum Sklaven des Marktes machen soll, derart unaufgeregt und leger wie jemand, der damit erfolgreich war. Er kleidet seine Musik mit Pedal Steel, Banjo, Piano, Mandoline, Trompete und Mundharmonika aus. Kurzum: Er ist so erwachsen geworden, dass die alten Kumpels aus wilden Zeiten weglaufen müssten. Machen sie aber nicht. Fredrik Sandsten von The Soundtrack of Our Lives hat getrommelt, deren Kalle Gustafsson Jerneholm produziert, und auch die alten Fans werden nicht flüchten. Denn: Melodien und Moll-Akkorde tönen immer noch wie beim guten alten Melodycore, der – wie wir spätestens seit Greg Graffins Soloplatten wissen – ja ohnehin auf Folk und zeitlosem Songwriting aufsattelt. Nur das Arrangement ist anders, altmodisch, romantisch, rustikal und schneller eingespielt als Millencolin-Platten, die heute aufwendiger produziert wird. So gesehen ist dieser gemütliche Zivilisationskritiker-Folk mehr Punk. Nur die Stimme kommt wie immer an Grenzen, was auf ganzer Länge anstrengt.
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Lock-Sport-Krock
VÖ: 29.03.2004