In den USA ist Saul Williams bereits als Allround-Talent bekannt: Er wird als Gastdozent für Poetry-Workshops gebucht, mit Shakespeare verglichen (zumindest von der Plattenfirma) und nicht zuletzt als geistiger Vater des Films Slam gefeiert. Auch musikalisch sorgte er bereits für Aufsehen, unter anderem mit seinem Lyricist Lounge-Beitrag Ohm und dem genialen Titeltrack des Krust-Albums Coded Language. Mit Amethyst Rock Star legt er nun endlich sein Debütalbum vor – und diese Platte hat es in sich. Mit einem puristischen HipHop-Album war natürlich nicht zu rechnen, was auch gut so ist, denn nur so kann Williams seine unbestreitbaren Talente als Rapper, Slam Poet und Sänger optimal zur Geltung bringen. So lässt sich etwa ein Drittel der Songs grob im Rockbereich ansiedeln und erinnert in etwa an Living Colour, was nicht zuletzt an Williams Singstimme liegt. Zurückzuführen sind solche Assoziationen wohl auch darauf, dass Rick Rubin für die Produktion zuständig ist und RHCP-Drummer Chad Smith ebenfalls seine Finger im Spiel hat. Damit ist das Repertoire von Williams aber bei weitem noch nicht erschöpft, denn neben – verhältnismäßig selten eingesetzten – klassischen HipHop-Beats wird natürlich auch noch einmal der Schulterschluss mit DJ Krust geübt, was im zweiten Song Penny For A Thought, einem der Höhepunkte des Albums, in ein Breakbeat-Gewitter mündet. Ansonsten stehen oftmals nicht Rhythmen oder Breaks im Mittelpunkt der Stücke, sondern Williams Stimme, was angesichts des ungebremsten Redeflusses durchaus Sinn macht. Zugegeben, angesichts `schwieriger Passagen taugt Amethyst Rock Star nicht immer zum unbeschwerten Hörgenuss, allein der Ansatz, verschiedene Stile ohne Scheuklappen zu verbinden und das gesprochene Wort wieder in den Mittelpunkt zu stellen, dürfte dieses Debüt zu einem wichtigsten
(HipHop-)Alben des Jahres machen.
weitere Platten
Martyr Loser King
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Volcanic Sunlight
VÖ: 10.05.2011
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VÖ: 01.11.2007
Saul Williams
VÖ: 11.04.2004