In gewisser Weise knüpft das Album an sein Meisterwerk “…Is A Real Boy” von 2004 an, was Bemis in einem langen Manifest auch ausführt, das er im August ins Netz stellte. Erneut schafft er einen Charakter, in den einige persönliche Erfahrungen hineinfließen. Er sagt auch, dass der titelgebende Oliver sehr gut der namenlose “real boy” sein könnte – der “Sänger einer Band auf dem absteigenden Ast, der alle seine Freundinnen betrügt, zu viel feiert und dort ironisch Jungs küsst, anstatt sich einzugestehen, dass er sich zu ihnen hingezogen fühlt”. Das Album begleitet ihn dabei, wie er sich in einen Jungen namens Karl verliebt und in ihm den Ausweg aus seinem toxischen Lebensstil sieht. Doch Karl weist ihn nach einer gemeinsamen Nacht ab, woraufhin Oliver ihn und sich selbst tötet. Die Geschichte über das überholte Ideal von Maskulinität und sexuelle Selbstbestimmung funktioniert wie ein kleines Rock-Musical, bei dem Bemis vornehmlich auf Akustikgitarren und Keyboards setzt. Sein markanter, theatralischer Gesang und seine Kinderlied-ähnlichen Melodien sind sein größtes Talent, das in diesem reduzierten Gewand noch einmal in voller Pracht erstrahlt, besonders in “Pink Snot”. Es geht deshalb musikalisch nicht sonderlich vielseitig zu, doch für die Story ist es zuträglich. Denn Bemis arbeitet seine beiden Figuren über 35 Minuten so komplex aus wie andere auf ellenlangen Doppelalben. Bemis selbst will nicht mehr auf die Bühne. Vielleicht findet er hierfür Schauspieler.
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