Earache ist nach wie vor eines der seltsamsten Labels unter der Sonne. Daß auf ihre 80er Grindcore- und Deathmetal-Phase in den Neunzigern eine Reihe von Digital Hardcore-Veröffentlichungen folgte, war noch in sich logisch, doch mit dem Release der neuen Scanner-Produktion geht das Label ganz andere Wege: Ambient-Wohlklang statt Ohrenterror. Dieser Wohlklang von Robin Rimbaud aka Scanner basiert allerdings auf Samples, die aus Mobiltelefon-Stimmen collagiert wurden. Als Terrorist, der fremde Gespräche abhört und verwertet, machte sich Rimbaud ebenso einen umstrittenen Namen wie über die seltsame Geste, Björk die Verwendung eines Scanner-Samples zu verbieten. Kontroversen mögen gut fürs Geschäft sein, außerdem kann man wunderbar über Scanner-Musik philosophieren, doch unterm Strich ist seine Musik eher unspektakulär. Rimbaud ist ein Arbeitstier, das Unmengen an Material veröffentlicht, so daß sich die Grundidee zu oft wiederholt. Sanfte Bleeps und wellenförmige Soundschübe über Telefongeplapper können eine ganz nette Hintergrundkulisse abgeben, zu euphorischen Ausbrüchen reizen sie mich allerdings nicht. Dont believe the hype – zumindest nicht ungehört. Andererseits lobenswert, daß Earache sich nun völlig vom Schneller, lauter, härter-Prinzip verabschiedet hat.