Und sie machen auf ihrem dritten Album rein lyrisch das Jahr schon mal zu, denn wenn 2021 noch schönere Zeilen folgen als: “Wenn du mich warnst, dass ich bald verwese/ Dann lache ich bloß und denke bei mir/ Ich optimiere mich an Büffet und Tresen/ Das Trainieren überlasse ich dir”, hat sich garantiert jemand ins Notizbuch von Sänger Jörkk Mechenbier (Love A, Trixsi) gehackt. Die Lakonie, mit der er seine unprätentiösen, aber kunstvoll direkten Texte interpretiert und dabei mit seinem Partner Lasse Paulus und dessen scheppernder Gitarre zu einer Art Bauwagenplatz-Bob-Dylan mit Bierdose fusioniert, nimmt gefangen. Nonchalance und Wut liegen in dieser Musik, deren Schlichtheit zugleich ihre Stärke ist, genau wie Echtheit und Umarmung. Denn der Punkrock, der in Songs wie Fremder Mutter Zwilling, Bremse oder dem Aeronauten-Cover “Freundin” vor allem im Gestus lodert und in “Alukappenspacken” auch eine klangliche Entsprechung findet, ist hier keine Stilfrage, sondern politische, aber auch lebenspraktische Haltung. Und ein Angebot. Ich freu mich trotzdem jeden Tag darauf aufzustehen/ Es könnte schließlich sein, dass wir uns wiedersehen, singt Mechenbier, und es klingt kein bisschen nach Fernsehgartenkitsch, sondern ganz allein nach Aufrichtigkeit. Denn Wut und Engagement brauchen immer auch Wärme.