Schwarz auf weiß haben Spaß an der Protestkultur des Punkrock, rufen im weißen Haus und in Berlin die “Zyankali Party” aus, erinnern an Prittstift-Fanzines und kopierte Konzertflyer und propagieren den guten alten Wertekanon: Subkultur, Do it yourself, Anti-Nationalismus. Dabei arbeiten sie mit Seitenhieben gegen gewisse Miezen, Querverweisen auf die Popgeschichte und einer Sprechweise, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt und dennoch eher Dead Kennedys als Discharge ist. Da sie viel Wert auf Stil legen bauen sie eingängigen und hookfreudigen Vorwärtsdrang in kernigen Garagen-Soul-Punk ein, was dann samt Orgel, Flügel, Saxophon und Posaune so klingt, als tobe ein scheppernder Hybrid aus Franz Ferdinand, Superpunk und Family 5 durch das Wohnzimmer. Oder eine Skaband, die den Ska vergessen hat. Oder eine Horde jugendzentrumserfahrener Aktivisten mit Talent zu politischem Entertainment. Wüst, aber nicht chaotisch. Überzeugt, aber nicht mehr naiv. Das bleibt Jugendstil, weil es “erwachsen” nicht ginge.
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Jugendstil
VÖ: 01.01.1900