Gelungene Metamorphose: Die Schweisser wandeln jetzt überraschend leichtfüßig auf Pop-Pfaden.
Keine Frage, mit ihrer radikalen Neuorientierung werden die Schweisser ihre alten Fans gleich reihenweise vor die Köpfe stoßen. Ich selbst bin zum Glück kein alter Fan, konnte der Band bislang herzlich wenig abgewinnen – und war umso überraschter von Bitte warten. Denn wenn eine Gruppe jahrelang der sogenannten Neuen Deutschen Härte frönt, dann eine Kehrtwende Richtung Pop macht und auch noch eine alternde Schlagerqueen wie Marianne Rosenberg ins Studio lädt, sind die Erwartungen bereits unter den Nullpunkt gesunken. Schiebt man aber alles Vorwissen beiseite und hört sich dieses Album unvoreingenommen an, muss man zugeben, dass die Metamorphose in diesem Fall gelungen ist. Denn die Schweisser verstehen etwas von ihrem Handwerk, sind in der Lage, äußerst eingängige Popsongs zu schreiben, die ihnen dann auch noch überraschend unpeinlich von der Hand gehen. Sicher, hier und da ist man allzu sehr vom Kitsch beseelt, im Gesamtkontext spielt dieser Aspekt allerdings kaum noch eine Rolle, weil das Material recht vielschichtig ausgefallen ist. Das Spektrum reicht dabei von extrem süßlichen Background-Harmonien wie in der ersten Single Vermissen über akustische Balladen à la Morgen retten wir die Welt bis hin zu Anklängen an die alte Bösheit in Stücken wie Spiderman oder auch der Rosenberg-Kollaboration Zeig mir dein Gesicht, wo das alte Die-Schöne-und-das-Biest-Spiel variiert wird. Meinen Segen haben die Schweisser jedenfalls, bleibt nur noch abzuwarten, wie die Anhänger der Band auf Bitte warten reagieren werden.