Sagen wir’s so: Der Sound der Scissor Sisters schleicht sich nicht gerade an. Vielmehr stapft er (Regenbogenflagge voran) mit Pomp und Gloria durchs Wohnzimmer, und am Ende darf kann man nur beten, dass der Staubsauger die Menge Glitter mitnimmt. Daran hat sich nichts geändert, und das ist auch gut so. Das Debüt war schließlich die im UK meistverkaufte Platte 2004. Das hat sogar Elton John die Brille von der Nase gehauen und kaufte für jedes seiner Schlösser ein Exemplar (man weiß ja nie, wo die Party steigt). Nun also bitte Licht auf die Showtreppe, die Tänzer in Position, Brighton hab Acht, Scissor Sisters, die zwote: “Ta-Dah”. Und mit dem ersten Ton wird klar: a) die Bee Gees sind wieder en vogue, b) der Produktions-Etat wurde dem Erfolg angepasst, c) die Songs sind stromlinienförmiger, d) zwischen Jake Shears und den Gibb-Brüdern liegt gesangstechnisch doch noch mehr als eine Plateausohle Abstand. Doch bleiben wir fair: Wer sich bei einem Hit wie “I Don’t Feel Like Dancing” nicht sofort eine Neuauflage der Muppet Show wünscht, hatte eine miese Kindheit. Das soll keine Abwertung dieser Platte bedeuten – der cartoonhafte Sound, der ausladende Griff in die Klamottenkiste der Disco-Requisiten und Elton John mit einem Strauß Blumen vor der Studiotür lassen einfach keinen anderen Gedanken zu, als sich diese Crew mit einem Haufen tanzender Puppen und einer “Applausapplausapplaus”-Introduction vorzustellen. Es mag auch an den etwas scherenschnittartigeren Ideen hinter den Songs liegen. Auch wenn die Hooks diesmal nicht so knallen: Wenn diese Studiosachen erstmal auf die Straße geschickt werden, werden Federboas zu Ventilatoren, und alle Einwände dürfen erstmal am Rand der Tanzfläche Platz nehmen.
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dto.
VÖ: 03.05.2004