Seit 1991 verwirklicht der Ex-Napalm Death-Drummer Mick Harris mit seinem Projekt Scorn seine Vision von deepen Soundkonstruktionen, die sich gleichermaßen bei Dub und Breakbeats bedienen, ohne sich sowohl dem ein oder anderen Stil trendreiterisch anzubiedern. Was – von der musikalischen Qualität mal abgesehen – die größte Leistung ist, die man ihm einfach attestieren muss. Auf einem Fundament tief grummelnder Beats errichtet Harris bedrohliche Atmosphären, düstere Fantasien und Angstzustände, die zweifellos das Prädikat heavy verdienen. Allerdings ist die Heaviness mit der seiner Ex-Kollegen nicht wirklich zu vergleichen, wenn sich auch die Herangehensweise beider Projekte ähnelt. Auch Napalm Death haben sich von irgendwelchen Trends komplett abgekoppelt und zitieren mit jeder neuen Platte vor allem sich selbst. Was nicht schlecht sein muss, haben wir es bei den Erfindern des Grindcore doch mit einer Herde zu tun, die trotz unzähliger Lineup-Wechsel gerade die Schublade Grindcore immer wieder mit Leben füllt. Während Harris 2002 allerdings aus den Tiefen der menschlichen Psyche immer mal wieder ans Licht kommt und “Plan B” so zur positivsten Scorn-Platte ever macht und sich damit (zumindest in beschränktem Rahmen) weiterentwickelt, treten Napalm Death zwar wie gewohnt Arsch, aber leider eben auch auf der Stelle. Interessant wird das Wechselhören von beiden Platten dann, wenn bei Scorn die alten Maxime durchblitzen und er Industrial und Noise-Versatz Raum gibt und Napalm Death unter dem alles beherrschenden Doublebass-Gewitter sägende Unterströmungen zaubern. Da fühlt man sich plötzlich richtig zuhause.
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Gyral
VÖ: 30.11.1999