Der Kuss, den Emma alias Scout Niblett auf ihrem sechsten Album einem Unfreiwilligen aufdrückt, ist in jedem Fall ewig weit entfernt von hübschen Duetten wie “Kiss” mit Bonnie “Prince” Billy von ihrem vorletzten und den nachdenklichen, verspielten, triumphierenden Tönen von denen drum herum. Wenn auf “It’s Up To Emma” jemand stirbt, dann nicht sinnbildlich vor Liebe, sondern weil er sich mit der Falschen angelegt hat. In “Gun” geht Niblett den entscheidenden Schritt weiter als Alanis Morissette mit “You Oughta Know” und droht dem Untreuen nicht nur mit Wut, sondern mit Waffengewalt. Ihre Gitarre hängt noch tiefer als sonst zwischen den Gewitterwolken, die drei Schlagzeuger, die sie für das Album angeheuert hat, dürfen wie immer nur spärlich, dafür aber umso fieser draufhauen. Selbst in seinen versöhnlicheren Momenten, in denen Nibletts Stimme zu hingeworfenen Akkorden und geliehenen Streichern in die Höhe hallt, handelt “It’s Up To Emma” höchstens davon, wie sich die höchstpersönliche Protagonistin selbst verzeiht, auf so einen Idioten hereingefallen zu sein; dass der nichts als Abscheu verdient hat, bleibt außer Frage. Noch einsamer als sonst klingt ihr krachiger Minimalisten-Rock, aber auch noch stärker; bessere Rache geht schließlich nicht. Und weil es nicht reicht, das Album mit dem besten Cover des Jahres zu haben, hat Niblett dafür auch noch das beste Cover des Jahres aufgenommen: so bedrohlich schön klang “No Scrubs” bei TLC nicht.
weitere Platten
The Calcination Of Scout Niblett
VÖ: 22.01.2010
This Fool Can Die Now
VÖ: 19.10.2007
Kidnapped By Neptune
VÖ: 23.05.2005
I Am
VÖ: 01.09.2003
Sweet Heart Fever
VÖ: 08.10.2001