Scout Niblett
The Calcination Of Scout Niblett
Text: Britta Helm
Es beginnt knapp über der Nasenwurzel, die kurz zur zutiefst verstörten Elektrogitarre zuckt. Wenn die Engländerin dann singt, kneift man die Augen zusammen, genau wie sie bei jedem einzelnen langsamen Wort. Is my team flying? Die Brauen wollen nicht länger alleine sein, der Kiefer verkrampft, alles strebt nach Verstecken. Cook/ I’ll cook those monsters out. Eine abgrundtiefe Zeile, ein wütender Akkord. Nach den versöhnlichen Tönen von “This Fool Can Die Now”, auf dem Scout Niblett vor zwei Jahren gemeinsam mit Bonnie “Prince” Billy über tödliche Küsse und gemeinsame Begräbnisse sang, ist ihr sechstes Album nun eine physische Übung in Reduktion. I throw thunderballs with the best of them. Die 90er, bis auf die Knochen verdampft. Die Reste stoßen noisig aneinander, Fragen verhallen. Wie im Fieber improvisiert wartet ein Ton verzweifelt auf den nächsten; alle Poren trocknen zu Staub. Hätte die kleine Frau in den merkwürdigen Verkleidungen nicht schon tausend Mal das Gegenteil bewiesen, man würde nie glauben, dass so etwas live, mit wohlgesinnten Gästen und ohne Messer im Rücken zu reproduzieren ist. And I dare not think/ What the hell I did before. Scout Niblett singt düster und hell; warm, klar, schmerzverzerrt. Die Gitarre reagiert nur, begleitet mal zaghaft, schreit dann dazwischen, darf höchstens ein paar Schritte vorpreschen. Aufs Schlagzeug wirft sie sich kurz, aber heftig. Before you know it/ The lights will be out. Die Schläfen ergeben sich, der Haaransatz tut weh. Die Augen sind seit 50 Minuten zu. Nicht aufmachen, das bleibt alles so stehen.
weitere Platten
It's Up To Emma
VÖ: 24.05.2013
This Fool Can Die Now
VÖ: 19.10.2007
Kidnapped By Neptune
VÖ: 23.05.2005
I Am
VÖ: 01.09.2003
Sweet Heart Fever
VÖ: 08.10.2001