15 morbide Liebeslieder – als hätte sich Kurt Cobain noch zu Lebzeiten zuviel Joy Division gespritzt. Gefühl und Psychedelic erhalten neuen Drill.
Scumbuckets dritter Longplayer – und das Schmusemonster der Sentimentalität frißt und frißt und frißt. Es frißt sich wieder mal in die Ohren der Zuhörer, allerdings mit neuem Zahngold verziert. Finistra präsentiert formschöne Songs für den Herbst. Was Kurt Ebelhäuser (Blackmail) an der Gitarre und Guido Lucas (Produzent und bluNoise-Labelboss) am Bass über den Dingen schweben lassen, erinnert entfernt an von den Toten auferstandene Nirvana, die gemeinsam mit Helmet ihren Grunge-Tribut an die Leidensgenossen von Joy Division abliefern. Schmusesongs, wohlfeil arrangierte Gitarrenschmachterei, die zuweilen mit Noise der Hausmarke fliegendes Geschirr die Bösartigkeit der Beziehungskiste aufreißt. Einerseits wirken die elektronischen Loops und Soundtüfteleien angenehm störend, in anderen Momenten kommen derlei Arrangements einfach ungemein sinnlich vertiefend. Etwa beim Popsong By The Way, welcher sich nach mehrmaligem Hören mit Macht ins Großhirn vorarbeitet, wozu der melancholische Gesang nicht unerheblich beizutragen weiß. Eben Sixties-Pop, definitiv auf dem Waschbrett eines kraftvollen Gitarrensounds geschrubbt, wobei die neuen Scumbuckets zuweilen sperrig und ruppig, gleichfalls aber schwer mit Gefühlen bepackt sind. Ausgeglichenheit und sich-im-Kreis-drehende-Meditationsmucke zwischen dem Schwebebalken der Melancholie und schreiend lautem Zartbitter. Man genieße nur Paranoid Skin, das gefühlvolle Klanggemälde für einen Roadmovie.
weitere Platten
Sarsaparilla
VÖ: 16.04.2010
Heliophobia
VÖ: 06.11.2009
Kiss Than Kind
VÖ: 25.04.2005
Aficionados
VÖ: 06.05.2002
Batuu
VÖ: 01.01.1998
Heliophobe
VÖ: 01.01.1900