Wer dieses Magazin schon länger liest, könnte den Eindruck gewinnen, der Autor dieser Zeilen stünde auf der Scumbucket-Payroll. Tut er aber nicht. Er hat lediglich das unsägliche Vergnügen, sich seit nunmehr fünf Alben daran zu erfreuen, dass es auch in Deutschland Bands gibt, die unantastbare, intelligente, verspielte, detailverliebte, facettenreiche, überwältigende, schlicht: fantastische Rockmusik schreiben. Und schreiben. Und schreiben. Das ist eh das große Mysterium, wo der Ebelhäuser Kurt all diese Songs, Ideen und Melodien herzaubert. Neulich erst mit Blackmail in fünf Tagen acht Songs für einen Soundtrack geschrieben und aufgenommen, wirft uns der Koblenzer Dreier hier nun wieder 13 Kurzepen vor die Füße, die in ihrer schlichten Erhabenheit keine Widerrede dulden. Es ist erstaunlich: Wieder klingt jeder Song zu hundert Prozent nach Scumbucket und zugleich im Detail völlig anders als alles, was sie bisher gemacht haben. Das liegt sicher am offeneren Arrangement, das sich mittlerweile von anderthalbminütigen Wucht-Krachern bis zu reiner Popmusik mit breit angelegter Space-Ästhetik erstreckt. Aber auch an dem offensichtlichen Selbstverständnis genialer Musiker, sich einfach nicht wiederholen zu wollen. Dabei immer noch und immer wieder präsent: Die bereits im Review zum ersten Album herauf beschworenen ‘Brachial-Beatles in Moll’. Denn die Melancholie ist es, die das Gefühlszentrum des Melodiesüchtigen immer wieder aufs Neue trifft. Die diese – nüchtern betrachtet – eigentlich nur gewohnt gute Rockplatte so besonders macht. Die jeden Song für sich stehen lässt und dazu führt, dass auch Scumbuckets Fünfte keinen Ausfall oder Lückenfüller kennt. Und so wird diese Band aller Voraussicht nach auch weiter ein besonderer Geheimtipp bleiben für alle, die Rockmusik mit einer signifikanten eigenen Note lieben. Sie werden weiter vor einer treuen Fanschar von 100 Leuten auftreten und irgendwann zu den ‘Most Underrated Bands of the ’00s’ gehören. Nur, Jungs, das Cover: Das ist die Krätze. Ganz im Ernst.
weitere Platten
Sarsaparilla
VÖ: 16.04.2010
Heliophobia
VÖ: 06.11.2009
Aficionados
VÖ: 06.05.2002
Finistra
VÖ: 23.10.2000
Batuu
VÖ: 01.01.1998
Heliophobe
VÖ: 01.01.1900