Alle schrieen nach Joy Division, als British Sea Power vor zwei Jahren auf einer
Clubtour zusammen mit Interpol das Wave-Revival antrieben. Die Band aus Brighton war
damals weit vorne; jetzt ist sie Teil einer Szene, die ausfranst und mitunter so viel
Redundantes produziert, dass es zu nerven beginnt. Vor diesem Hintergrund scheint die
Idee der Band, das Energielevel des Debüts unerreicht zu lassen, sehr charmant. “Open
Season” ist eine perlende, gemütliche Platte geworden. Keiner wird mehr Joy Division
schreien; Pate stehen heute eher Echo & The Bunnymen, die ihre melancholischen
Gitarrenstücke oft ähnlich verzierten. Geradezu sanft schleicht sich der Opener “It
Ended On An Oily Stage” ins Ohr; “Victiorian Ice” hat einen braven Jingle-Jangle-Twang;
“Please Stand Up” ist zwar hymnisch, riecht aber eher nach Binnengewässer denn nach
Meeresluft. Wer es schlecht mit der Band meint, nennt das Kopfkissen-Pop und zitiert
exemplarisch das lieblich-stampfende “To Get To Sleep”: “Took a pill last night, just
to get to sleep / put me on my back, not on my feet”. Mag schon sein, dass es sich mit
der Platte wunderbar einschlummern lässt. Doch diese Songs laden auch zu alt-englischen
Tagträumen ein: Die alte Seemacht ist noch da, aber es ist Frieden. Entlang der
viktorianischen Strandpromenade gehen wir zum Pier, essen süße Erdbeeren und sehen den
Ladies and Gentlemen beim Flanieren zu. Britischer Wertkonservatismus, denn “Modern
Life Is Rubbish”, really.
weitere Platten
Everything Was Forever
VÖ: 11.02.2022
Let The Dancers Inherit The Party
VÖ: 31.03.2017
Machineries of Joy
VÖ: 28.03.2013
Valhalla Dancehall
VÖ: 14.01.2011
Do You Like Rock Music?
VÖ: 18.01.2008
The Decline Of British Sea Power
VÖ: 02.06.2003