Dabei ist Frontmann und Kopf Alex Brown Church der Erste, der an ungemütlichen Winternachmittagen nach Sonnenschein schreit. Das macht er ganz dezent, ohne zu jammern und eigentlich schreit er auch gar nicht. Viel mehr sind seine Lieder ein freundliches Augenzwinkern an den Sommer, weil der sich mal wieder viel zu lange Urlaub genommen hat. Überhaupt rauschen Sea Wolf auf ihrem dritten Album durch eine Jahreszeit nach der anderen. In “Priscilla” singt Church noch “I believe in springtime/ I believe in dead leaves in the wind”, in “Kasper” verziehen sich die letzten Wolken für den Sommer und in “Blue Stockings” gelüstet es den Sänger schon wieder nach kühler Herbstluft. Der Winter wird prompt in “Saint Catherine St.” verschmäht. Innerhalb von nur vier Songs frühstücken Sea Wolf ein ganzes Jahr ab. “Old World Romance” könnte allein mit Churchs Akustikgitarre als reines Singer/Songwriter-Album durchgehen, erhält durch den Einsatz der Band aber eine folkrockige Note. Nur der sterile Drumcomputer stört das sonst organische Klangbild ein wenig. Stimmlich erinnern Songs wie “Saint Catherine St.” oder “Miracle Cure” erstaunlich oft an Chris Martin. Es geht um Heimat, alte Freunde und neue Probleme. Die verschlungene Alltagsmetaphorik hilft dabei, nach 37 Minuten nicht mit allzu betrübtem Herzen die Kopfhörer abzusetzen. Mitunter macht “Old World Romance” sogar Mut, Spaß sowieso. Und eine Weisheit macht sogar den Winter erträglich: “But a lightning storm, a lightning storm/ Can even happen when the air is warm.”
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