Seagull Strange
Better Angels Of Our Nature
Text: Markus Hockenbrink
Dan Telling sollte ein glücklicher Mann sein. Der Keyboarder schreibt alle Seagull-Songs selber und hat trotzdem noch fünf Getreue gefunden, die seiner Vision vom AOR folgen. Die spielt sich irgendwo im Kraftfeld von Pomp, Bombast und Muskelkater ab, und manchmal klingt es, als biege demnächst das letzte Einhorn um die Ecke. Das Wiedersehen mit der Uncoolness macht zunächst auch Spaß, nur ist höchstens jeder zweite Song okay. “The Clone Icarus” klingt inklusive des lachhaften Songtitels noch wie Ghostwriting für Muse, “Girl With 7 Fingers” nähmen dagegen wohl nicht mal Toto. Zu simpel sind die musikalischen Ideen, abgeschmackt das anspruchslose Gitarren- und Keyboard-Drama, das sich eigentlich permanent breit macht und von zu viel Proberaumego kündet. Ein Problem stellen auch die schwer ernst zu nehmenden Kalenderblattsprüche dar, aus denen sich Lyrics zusammensetzen, die immer mindestens “love and death” oder “adam vs. eve” verhandeln müssen. Theoretisch ist eine Zeit denkbar, in der Seagull Strange noch eine heiß geliebte Jugendsünde abgeben könnten, aber selbst dafür sind sie wohl zu spät. Sympathisch tragisch.