Erst beim zweiten, dritten oder auch sechsten Male konzentrierten Zuhörens könnte man realisieren, mit wem man es hier zu tun hat. Man könnte, denn Jesse David verleugnet seine musikalisch wesentlich härtere Vergangenheit mit Seemless nahezu vollständig. Einzig “The Wanderer” gibt noch eine kleine Kostprobe von Davids markiger Schrei-Kunst, ansonsten verweilt der Herr mit der voluminösen Stimme eher in pathetischen Gefilden. Pathos jetzt nicht im Sinne eines Morrissey, sondern eher eines John Garcia oder eines Chris Cornell. Das trifft’s, denn eben diese beiden vereinen sich in Davids Organ, machen Seemless zu einer durchaus überzeugenden Angelegenheit. Tatsächlich klingt das Album weitaus weniger altbacken, als man beim Fallen des Wortes “Stoner” denken könnte. Natürlich gibt es zuhauf Bands, die sich am wegweisenden Rocksound von Kyuss’ “Blues For The Red Sun” oder Soundgardens “Badmotorfinger” versucht haben – doch die wenigsten so solide wie Seemless. Was das Trio da eingezimmert hat, groovt meist überzeugend frisch und klingt überraschend transparent, ganz ohne in undifferenziertem Gewaber zu versinken. Wenn man sich da an erwähnte alte Helden erinnert fühlt, ist das völlig legitim und macht sogar Spaß. Vielleicht hat bei Kyuss einst der Circus die Stadt verlassen – jetzt ist er jedenfalls wieder da, und das ist gut so.