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    Selig
    Hier

    VÖ: 30.11.1999 | Label: Sony Music
    10 / 12

    4-Ohren-Test


    Der Liebeskummer-Overkill war gestern. “Hier” und heute zeigen, wie ausbaufähig Chartfutter auch mit Megaseller-Staus bleiben kann. Die Reise geht vorbei am Retro-Pop des Debüts – tief ins Psychedelic-Land. Etwas zweideutiger als damals wird am zarten Liebesglück vorbeigerutscht bis die Trauermarke den Eintritt ins Tränenland gewährt. “Lass mich `rein” beweist ganz ohne Mißverständnisse, welche musikalische Ära Selig mit der Muttermilch aufgesogen haben; nicht nur die schlau gewebten Hammond-Teppiche lassen dieses Album `echt alt` aussehen. Seligs Talent, den üblichen Deutschrock-Tran geschickt zu umschiffen, ist ihnen erhalten geblieben, wenn auch ihr größtes Kapital – die Leidenschaft – ein wenig in den Hintergrund getreten ist. Schade eigentlich, die Treffer mitten ins Herz waren da mal zahlreicher. Dennoch: Der deftige Schuß Heaviness im “Arsch einer Göttin” bleibt nicht unbemerkt, und für Freunde exzessiven Wahwah-Retro-Zeugs bieten Selig nach wie vor die Vollbedienung – unverblümt teutonisch, jetzt erst recht.
    Martin Iordanidis 10

    An Selig scheiden sich die Geister: Entweder man liebt oder haßt sie. Ungeachtet dieser Tatsache, zählte ich mich bislang eher zur indifferenten Masse, die “Ohne Dich” und “Wenn Ich Wollte” als gelungene Popsongs ansah, der Band aber ansonsten kaum Aufmerksamkeit schenkte. Mit “Laß Mich Rein” und “Ist Es Wichtig?” finden sich auch auf “Hier” nette Singalongs, ansonsten hat mir das Album nicht allzuviel zu bieten. Klar, die Produktion von Franz Plasa ist perfekt auf den Punkt gebracht und die Band präsentiert sich technisch versiert und experimentierfreudig, läßt hier ein wenig Metal aufblinken und bedient sich dort beim Blues. Selig ist also – selbst wenn sich das Quintett in dieser Schublade nicht wohlfühlt – der Prototyp der deutschen Grungeband. Parallelen zu Pearl Jams “Release” lassen sich bei “Du Kennst Mich Nicht” kaum verleugnen. Last but not least legt sich auch Sänger Jan mächtig ins Zeug, um seiner Band eine individuelle Note zu verpassen. Aber gerade diese Mischung aus Poesie und Emotion ist es, die mich überfordert und den Stolperstein auf dem Weg zum Gutfinden darstellt.
    4

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