Eigentlich ist die Band, die in den 90ern das deutsche Pendant zu Grunge und herzigem Alternative Rock mit Muckerqualitäten darstellte, ja eine Formation für Hippies und heillose Groove-Fanatiker. Schlagzeuger lieben sie genauso wie Shisha-Raucher. Man möchte sie dabei beobachten, wie diese Fans das erste Mal einen Song wie “Wenn ich an dich denke” hören. Was sie für Augen machen. Was sie wohl sagen. Zwölf Besen werden im Büro gefressen, wenn die Boshaften unter ihnen nicht lästernd Pur! rufen. Spätestens dann, wenn Jan Plewka singt: Ein Grund zum Heulen/ Ich hätt dich ha-ha-halten sollen und ein luftig-leichter Refrain folgt. Wenn ich an dich denke, werd ich wahnsinnig/ Doch nicht an dich denken, das kann ich nicht. Die weniger Boshaften, zu denen der Rezensent gehört, denken nicht an Pur, sondern an Bosse. Und das mit Freuden. Die textlich treffsicheren Introspektiven und mitreißenden Hooklines von “Alles auf einmal” oder “Schwester Schwermut” könnten genauso mit Stimme und Herz des Braunschweiger Kollegen stattfinden. Richtet Plewka den Blick nach innen, wird es glaubwürdig, bewegend und gut. Analysiert er die Welt wie in “Love & Peace”, herrscht im Refrain wieder Kalenderspruchgefahr. Es sei denn, das Lalala nach dem Aufruf zur Veränderung ist ironisch gemeint. Was unwahrscheinlich ist. Denn auf “Magma” ist ohne Angst vor der Stil- und Textpolizei alles vollkommen ernst gemeint, selbst wenn es erstmals in einigen Stücken wirklich zu leicht und selig wird. Das wiederum ist immerhin erfrischend.
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