Eine vom Autor vertretene, womöglich etwas kühne und an dieser Stelle aus Platznot leider nicht näher erklärbare These besagt: Je abgelegener Menschen aufwachsen und/oder leben, desto größer ist ihr Faible für die experimentellen Spielarten der Populärmusik. Nehmen wir die drei Norweger (Mann-Frau-Mann), die sich Serena-Maneesh nennen, in der Pampa groß wurden und von einem ehrenwerten Lehrer im besten Rock’n’Roll-Sozialisationsalter mit The Velvet Underground et al. angesteckt wurden: Heute haben sie eine Band. Den spinnerten Namen ihrer Kapelle haben sie gleich auch ihrem Debüt gegeben, einer mal unterkühlten, mal umso hitzigeren Angelegenheit zwischen Dunkelfolk, Wave und Psych-/Post-/Krautrock. So lebt man sich und seine Hänge aus – du, Serena-Maneesh, und ein paar von deinen Freunden. Sufjan Stevens zum Beispiel (Flöte und Marimba in “Candlelighted”) und Harald Froland von Jaga Jazzist. Kunterbunt im Grunde, würde nur mal jemand Licht machen. So aber bleibt Schwarz die Grundkonstante dieser Platte, die tief und tiefer steigt und sich den purpurroten Songbrocken “Your Blood Is Mine” auf radiogerechten zehn Minuten fürs Ende aufspart. Für alle, denen “Serena-Maneesh” schon vorher zu viel, vor allem zu viel auf einmal abverlangt, endet das Album irgendwo in der Mitte, zwischen Feengesang und enervierend fiependen Gitarren. Die Krux ist, dass die Band oft mehr will, als ein guter Song vertragen kann. So was kann eine Kinderkrankheit bleiben. Also? Dranbleiben. Wir an ihnen, sie an sich.
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No 2: Abyss In B Minor
VÖ: 23.04.2010