Serena-Maneesh
No 2: Abyss In B Minor
Text: Philipp Welsing
Wenn eine Band eine gültige David-Lynch/Badalamenti-Bassline hinkriegt, dann diese. Gesang brauchts dazu keinen, Schwaden aus Störgeräuschen drüber, fertig ist Song zwei dieser zweiten Platte. Vorher gab es schon fünfeinhalb Minuten Primal Scream, die versuchen, “Experimental Jet Set, Trash And No Star” von Sonic Youth aus der Erinnerung (Haha!) nachzuspielen. Mit den Noise-Päpsten aus NY teilen sie den avantgardistischen Touch und den unbedingten Willen, ihre offensichtlich viel zu schönen Melodien mit Hilfe von schierem Krach, taktschiefen Breaks und sonstigen Wirrmachern kaputtreißen zu müssen. Eigen sind ihnen dabei der Hang zum Shoegazer und eine gewisse Nähe zum Rave/Industrial-Sound.
Eklige Kratz-Beats passen da durchaus mal zu Nine Inch Nails, pumpende Extasy-Passagen direkt zu Primal Scream. Das Leben, zusammengequetscht auf räudige Instinkte, Angst, Kotzreiz, Paranoia, Klaustrophobie, unschöne Rhythmen, Dunkelheit, unbedachtes Handeln und schlimmes Crack. Mit ganz viel Honig oben drüber. Das ist wirklich spannend, weil ähnlich berechenbar wie Charles Bukowski in seiner letzten, späten Spätphase. Allzu glücklich geht man aus dem Ganzen natürlich nicht heraus, man taumelt eher im Krankenhausflur morgens um vier, allein, im vollen weißen Leuchtstoffröhren-Glanz. Mit vielen Fragen und niemandem, dem man sie stellen kann. Fragt man halt sich selber, wie die Osloer es schaffen, hier funky Gitarren reinzubringen, ohne sich völlig zu blamieren. Oder wie es sich anfühlt, Schweröl in die Halsvene gespritzt zu bekommen.
Artverwandte
My Bloody Valentine – “Loveless”
The Heads – “Under The Stress Of A Headlong Dive”
Silversun Pickups – “Carnavas”
weitere Platten
dto.
VÖ: 23.06.2006