Was sie den jungen wilden Österreichern wohl in die Melange rühren, dass die ihre E-Gitarren, Effekt-Pedale und Verstärker malträtieren, als sei der leibhaftige J Mascis oder Thurston Moore in sie gefahren? Okay, das ist jetzt arg verallgemeinernd, aber hört man Bands wie Killed By 9V Batteries oder deren neue Labelkollegen Sex Jams auf Siluh Records, gewinnt man den Eindruck, seit der Hochzeit des US-amerikanischen Indie- und Noise-Rock in den späten 80ern und frühen 90ern sei die Alpenrepublik einem RocknRoll-Embargo zum Opfer gefallen. Was natürlich grundsätzlich nichts Schlechtes ist, wie auch “Trouble, Honey” von Sex Jams beweist. Auf dem zweiten Album des Wiener Quintetts, das zuletzt mit Gitarrist Wolfgang Möstl einen Neuzugang aus den Reihen von Killed By 9V Batteries verzeichnen konnte, finden sich jede Menge vertrauter Versatzstücke aus jenen Tagen: die LoFi-Klangästhetik und die dengelnden, schnarrenden und heulenden Gitarren von Sonic Youth und Dinosaur Jr., die lässige Beiläufigkeit von Pavement und der zwischen Lieblichkeit, Abgebrühtheit und Kratzbürstigkeit changierende Riot-Grrrl-Gesang von Frontfrau Kati Trenk. Wie die genannten Bands bringen Sex Jams neben ihrer Lärm-Affinität zudem ein Händchen für Melodien mit, das sich hier stärker als noch auf dem Debüt “Post Teenage Shine” bemerkbar macht. Potenzielle Underground-Hits gibt es einige, etwa das augenzwinkernde Duett “Shark Vs. Apple” oder das treibende “Deicer”. Sollte das mit Sonic Youth in Zukunft nichts mehr werden, wissen wir, wo wir anklopfen müssen. In Wien.
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VÖ: 16.10.2015