Schon die beiden vorhergehenden Alben der Engländerin mit den pakistanischen Wurzeln hätten sich mit Songs über Egoprobleme nur selbst angeödet, deshalb ging es bei Shah schon immer ums Große. Auch “Holiday Destination” macht so schnell wie möglich klar, was wichtig ist. “Say it loud, say it clear/ Refugees are welcome here!”, ruft ein Demonstrantenchor im ersten Song “Place Like This” allen entgegen, die den Sarkasmus zwischen dem Albumtitel und seinem zerbombten Cover verpasst haben. Shah hat ihn aus einem Nachrichtenbeitrag, in dem sich Strandurlauber über angetriebene Geflüchtete beschwerten. Um Vertreibung und Schuld geht es also auf “Holiday Destination”, um Krieg und Angst, und Shah singt über alles mit ihrer tiefen Stimme, während die unsichtbare Band dahinter mal düstere Postpunk-Salven programmiert und mal zu vergessenen Synthies auf kantigen Beats durch leergeräumte Gassen tanzt. Ein wenig beliebig klingt das auf Dauer, falls man nicht grundverliebt ist in Shahs Gesang, der die Hoch- und Tiefpunkte der Tragik immer ganz alleine stemmen muss und sich dafür nie einfach mal auf die Instrumente verlassen kann. “Holiday Destination” wird so zu keinem Album, in das man sich mit Kopfhörern sinken lässt, und solange man auch nur ein wenig auf die Texte achtet, kann es auch keins für die Einweihungsparty im Schrebergarten sein. Für die Momente dazwischen passt es vielleicht, die immer nur halb melancholisch, ängstlich und empört sind und zur anderen Hälfte abgelenkt. Von denen gibt es ohnehin am meisten.
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