Was die Folksängerin aus New York mit “Tramp” sicher nicht sucht, sind neue Freunde. Mit der Hilfe von Wye Oaks Jenn Wasner, Beiruts Zach Condon und den Dessner-Brüdern – die mit ihren Bandkollegen The National in den vergangenen zehn Jahren zu einer der Top-Adressen für kluge Gitarrenmusik gemacht haben – wird ihr drittes Album zum Kaffeekranz der Arbeitsgruppe für Indie- und Folkrock. Wer bei den Aufnahmen in der Nähe war, schnappte sich Gitarre, Klavier, Mandoline, Rassel oder Mikrofon und ist jetzt in irgendeiner Weise auf “Tramp” zu hören. Keine schlechten Vorraussetzungen für ein Album. Das Ergebnis ist tieftraurig. Eisenbahngitarren fahren in die Dunkelheit, das Schlagzeug hat alle Mühe sich aufzuraffen, selbst der Bass liegt schwer im Magen. Sharon van Etten leidet. Jemand hat ihr das Herz zerrissen. “You’re the reason why Ill move to the city/ Why Ill need to leave.” Sie singt mit einer schüchternen Stimme, die so verletzt ist, dass die Blumen am Wegrand verwelken. Leonard pendelt zwischen Einsicht und Selbstmitleid, Ask fragt nicht, sondern sucht. “Lets find something that can last.” “Serpents” ist die einzige Ausnahme, der kurze Versuch einer Abrechnung, bevor van Etten wieder runtergezogen wird. Meistens folgt alles dem gleichen Ablauf: van Etten singt kontinuierlich zur sich aufschichtenden Musik, bis am Höhepunkt alles ausklingt. “Tramp” ist ein Album für wehleidige Tage, die gar nicht besser werden sollen. Traurige Platten, mit denen Musiker sich selbst therapieren, sind immer wichtig und oft gut. Das Problem von “Tramp” ist, dass Sharon van Etten den tiefen Schmerz schon über drei Alben mit sich schleppt, ohne Besserung in Sicht.
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