Schon mit dem Opener “Loecher im Himmel” erahnt man den Gencode der Band und fühlt sich dabei ans “Akte X”-Mantra erinnert: Traue niemandem. Eben noch wird Wein mit der Liebsten getrunken, drei Zeilen weiter geht es um das Ende von allem. Auch die titelgebenden Löcher im Firmament ergeben doch nur eins, “das Nichts” nämlich, “bloß die Unendlichkeit und das Licht”. So faszinierend wie verwirrend und doppelbödig geht es weiter in dieser rauschhaften Liedersammlung. “Geiselnahme” klingt wie eine Verfolgungsjagd in schmutzigem Unterhemd und mit angerauchten Filterzigaretten, als hätte Fassbinder “Absolute Giganten” auf Musikvideo-Länge geschrumpft, mit “Biberkopf” taucht dann sogar einer seiner legendären Protagonisten auf. Dass bei den Hamburgern vier Fünftel Findus am Werk sind, bietet so wenig festen Boden wie Simeon Melchiors mit rauer Dringlichkeit herausgehauenen Texte und der Klang der Musik. Zwischen Liebe und Verlust, zwischen Taumeln und Fallen liegen hier nur wenige Takte, die Band rast so gekonnt wie unwiderstehlich zwischen himmelhohen Melodien und dezenter Dissonanz. Wollte man tatsächlich nochmal das Schlagwort von der Hamburger Schule bemühen, dann ziehen Shatten mit ihrer Platte gleich eine komplette neue Etage in dieses Gemäuer ein. Beste deutschsprachige Platte des Jahres bisher.
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Gruppenchat
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Shatten spielen Totschick
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